3 Minuten Lesezeit 25 September 2020
Straße die durch den Wald führt

Private Equity – der Transaktionsmarkt in Deutschland

Von Jan Philipp Feigen

Partner | Global Transaction Law Leader & Head of Private Equity Law Europe West | Rechtsanwalt | Ernst & Young Law GmbH | Global

Jan Philipp Feigen ist Rechtsanwalt bei EY Law und leitet die globale Transaction Law Praxisgruppe sowie den Bereich Private Equity bei EY Law Europe West.

3 Minuten Lesezeit 25 September 2020
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Bedingt durch die Corona Krise gab es viele erwartete, aber auch unterwartete Wendungen in der M&A Branche. Im Folgenden findet sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse zum PE Transaktionsmarkt 2020.

Übersicht

  • Die Anzahl der PE Transaktionen ist in der ersten Jahreshälfte 2020 erwartungsgemäß stark zurück gegangen.
  • Zwei Megadeals, angeführt vom höchsten Buyout in Deutschland durch den Verkauf von thyssenkrupp Elevator, liegt der Gesamtwert der Transaktionen aber weiterhin auf Rekordniveau.
  • Die Anzahl der Exits befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 2015 und es gab keinen „PE-backed“ IPO.

Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) hat in einer aktuellen Studie den Private-Equity-(PE-)Transaktionsmarkt untersucht. Im Folgenden findet sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse zum PE-Transaktionsmarkt 2020. Detaillierte Ergebnisse der Studie können hier abgerufen werden.  

PE-Investitionen

Der PE-Markt ist im ersten Halbjahr im Wesentlichen durch die Corona-bedingt niedrige Aktivität im April, Mai und Juni geprägt. In diesem Zeitraum wurden 38 PE-Transaktionen durchgeführt, während vor der COVID-19-Pandemie im ersten Quartal 2020 noch 56 Deals unterzeichnet wurden. Die Gesamtzahl der Transaktionen im ersten Halbjahr weist mit 94 Deals den niedrigsten Wert seit 2016 auf.

Trotz Corona und einiger damit verbundener Einbrüche ist der Wert der Transaktionen von Januar bis Juni mit 24,2 Milliarden Euro deutlich höher, als man erwarten würde. Er ist mehr als dreimal so hoch wie im Vorjahreszeitraum und auch deutlich höher als die anderen Halbjahreswerte seit 2011. Lediglich der Rekordwert des letzten Halbjahres von 2019 mit 24,9 Milliarden Euro wird nicht geknackt.

Diese hohen Werte liegen vor allem an zwei Megadeals: Der Verkauf von thyssenkrupp Elevator durch Advent, Cinven und RAG für 17,2 Milliarden Euro war der höchste Buy-out in Deutschland überhaupt. Daneben macht sich auch die Übernahme von Deutsche Glasfaser durch EQT und Omers für 2,8 Milliarden Euro bemerkbar.

Exits

Die niedrigere Aktivität auf dem Transaktionsmarkt führt auch zur niedrigsten Anzahl Exits seit 2015. Aufgrund der Unsicherheiten am Markt kam es im ersten Halbjahr 2020 außerdem zu keinem einzigen „PE-backed“ IPO.

Der Wert der Exits im ersten Halbjahr 2020 liegt mit 7,4 Milliarden Euro zwar unter dem Niveau der Vorperiode (9,4 Milliarden Euro), ist aber fast dreimal so hoch wie der Wert im ersten Halbjahr 2019. Der größte Exit war der Verkauf von Bombardier Transportation von Caisse de Depotet Placement du Quebec als Finanzinvestor und Bombardier Inc. als Muttergesellschaft an Alstom. Der Transaktionswert der „Secondary“ Exits halbierte sich nahezu im Vergleich zur Vorperiode, ist aber noch immer mehr 3,5-mal so hoch wie der Wert des ersten Halbjahres 2019. Der Transaktionswert beinhaltet im Wesentlichen den Verkauf von Deutsche Glasfaser von KKR an EQT und Omers.

Strategische versus PE-Transaktionen

Die Zahl der Zukäufe durch strategische Investoren sank im ersten Halbjahr 2020 auf 236 Transaktionen im Vergleich zu 301 im zweiten Halbjahr 2019 und liegt damit gewohnt deutlich über der Zahl der PE-Transaktionen von 94.

Der Wert der von strategischen Investoren getätigten Deals wurde durch den Kauf von Bombardier Transportation, innogy SE (10 Prozent), RIB Software und weitere Akquisitionen über 1 Milliarde Euro getrieben, die zusammen ca. 80 Prozent des Wertes ausmachen. Durch die starke erste Hälfte des Halbjahres, noch ohne Corona-Einfluss, liegt der Wert in diesem Zeitraum auf dem Niveau der Vorperiode.

Fazit

Der PE Transaktionsmarkt im ersten Halbjahr 2020 spiegelt erwartungsgemäß die Zurückhaltung der Investoren, aufgrund Corona bedingter Unsicherheiten wieder. Trotz der Zurückhaltung in der Auswahl der Deals, wurden sehr hohe Summen investiert. Nachdem viele Investoren die Entwicklung in der ersten Jahreshälfte abgewartet haben, ist eine höhere Deal Aktivität in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. 

Über diesen Artikel

Von Jan Philipp Feigen

Partner | Global Transaction Law Leader & Head of Private Equity Law Europe West | Rechtsanwalt | Ernst & Young Law GmbH | Global

Jan Philipp Feigen ist Rechtsanwalt bei EY Law und leitet die globale Transaction Law Praxisgruppe sowie den Bereich Private Equity bei EY Law Europe West.